Die Schulfamilie des Gymnasiums Herzogenaurach trauert um ihren langjährigen Schulleiter Norbert Schell, der nach schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren verstorben ist. Mit ihm verliert unsere Schule nicht nur ihren ehemaligen Direktor, sondern einen Menschen, der weit über die Grenzen unserer Einrichtung hinaus geprägt und gewirkt hat.
Als Lehrer und Schulleiter war Norbert Schell über viele Jahre hinweg eine prägende Gestalt des fränkischen Bildungslebens. Nach seinem Wirken am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Erlangen, wechselte er 2004 als Stellvertretender Schulleiter an das Gymnasium Herzogenaurach, bevor er 2007 dessen Leitung übernahm – ein Amt, das er über anderthalb Jahrzehnte lang mit Herzblut und Beharrlichkeit ausfüllte. Dabei führte er die Schule durch bewegte Zeiten: vom Wechsel zwischen acht- und neunjährigem Gymnasium, über die Herausforderungen der Digitalisierung bis hin zur Corona-Pandemie, die alle Schulen vor völlig neue Aufgaben stellte. Auch über Herzogenaurach hinaus war er aktiv, unter anderem als Bezirksvorsitzender der Bayerischen Direktorenvereinigung. Zeitweise übernahm er zusätzlich die Leitung des Friedrich-Alexander-Gymnasiums in Neustadt an der Aisch – ein Zeichen seines Einsatzes und seines Ansehens im Schuldienst.
Am Gymnasium Herzogenaurach hinterließ er deutliche Spuren. Er hatte den Mut, Neues zu wagen, und zugleich die Klarheit, Entscheidungen konsequent umzusetzen. Unter seiner Leitung wurden Strukturen geschaffen, die die Schule bis heute prägen: das Doppelstundenprinzip, das Lehrerraumprinzip, die Einführung von Kernfachteams in der Unterstufe, die Umgestaltung der Schulgärten und nicht zuletzt die konsequente Modernisierung im Bereich der digitalen Ausstattung. In der Pandemie führte er die Schulfamilie mit Ruhe und Klarheit durch eine schwierige Zeit, die den Unterricht und das Miteinander völlig veränderte. Eine Kollegin fasste es so zusammen: „Er war ein schneller Entscheider – man kam mit einem Problem zu ihm, und er hat sofort gehandelt.“
Doch Norbert Schell verstand sich nicht nur als Gestalter von Strukturen, sondern vor allem als jemand, der Menschen ernst nimmt. Sein Führungsstil war von Vertrauen und Teamgeist geprägt. „Wir führen gemeinsam die Schule“ – diese Haltung beschrieb ein enger Weggefährte als sein Leitmotiv. Er traute seinen Kolleginnen und Kollegen viel zu, ermutigte sie, eigene Ideen einzubringen, und ließ ihnen Freiraum, diese auch umzusetzen. Sein Büro war buchstäblich ein Ort der „offenen Tür“. Lehrkräfte, Mitarbeiterinnen, Eltern und Schüler wussten: Mit jedem Anliegen konnte man sich an ihn wenden.
Seine Persönlichkeit prägte den Alltag: Humorvoll, zugewandt und oft mit einem Pfeifen auf den Gängen unterwegs, vermittelte er gute Laune und Nähe – nicht nur bei den Espressorunden im Direktorat. Viele erinnern sich an seine Gelassenheit, seine Verlässlichkeit und seine Wärme im persönlichen Umgang. Er war ein Mensch, der zuhören konnte, der sich Zeit nahm und der zugleich Klarheit und Prinzipientreue ausstrahlte. Eine Kollegin beschrieb ihn als „herzensgut, fröhlich und weltoffen“ – Eigenschaften, die ihn zu einem geschätzten Begleiter und Chef machten.
Für die Schule und ihre Menschen hat Norbert Schell gelebt. Beruf und Berufung fielen bei ihm zusammen. Er war immer präsent, auch in Zeiten, in denen seine Gesundheit bereits nachließ. Selbst nach seinem Ausscheiden blieb er interessiert an allem, was am Gymnasium geschah, und war Ansprechpartner für Fragen und Entwicklungen. Diese Treue und Zugewandtheit haben viele tief beeindruckt. Eine Lehrerin sagte über ihn: „Er hat für die Physik gebrannt – und für die Menschen, die ihm anvertraut waren.“
Sein Vermächtnis reicht über organisatorische Neuerungen hinaus. Er hinterlässt eine Schulgemeinschaft, die gelernt hat, dass Vertrauen, Offenheit und Miteinander die Grundlage gelingender Bildung sind. „Er hat gezeigt, wie man Schule absolut menschlich führen kann“, so ein langjähriger Kollege. Für kommende Generationen von Lehrkräften und Schülern bleibt er Vorbild: in seiner Gelassenheit, seiner Aufrichtigkeit und seiner Begeisterung für das, was Schule sein kann – ein Ort des Lernens und des Lebens zugleich.
Wir verabschieden uns von einem Menschen, der nicht im Vordergrund stehen wollte und dessen Wirken gerade dadurch so stark spürbar war. Wir erinnern in Dankbarkeit an sein Lebenswerk und seine Persönlichkeit. Norbert Schell hat unsere Schule geprägt, wie es nur wenigen gegeben ist. Sein Andenken wird uns verpflichten – und uns zugleich trösten.
Die Schulfamilie des Gymnasiums Herzogenaurach.