Gänsehaut-Momente, mitreißende Riffs und ein überwältigendes Gemeinschaftsgefühl – das Musik-P-Seminar des Gymnasiums Herzogenaurach hat am Mittwochabend gezeigt, was möglich ist, wenn junge Menschen ihre Leidenschaft für Pop-Kultur mit sozialem Engagement verbinden. Beim Benefiz-Konzert zugunsten der Elterninitiative krebskranker Kinder Erlangen e. V. verwandelten die Schüler*innen das Jugendhaus Rabatz in einen pulsierenden Club – und sammelten dabei Geld für Familien schwerkranker Kinder.
Volles Haus, volle Bühnen-Power
Bereits vor Einlass bildete sich vor dem Rabatz eine Menschentraube – darunter Eltern, Jugendliche aus der Region und Musikfans jeden Alters. Drinnen wartete eine Bühne, die sich hinter keiner Profi-Location verstecken musste: modernste Licht- und Tontechnik, Bühnen-Design und eine Bar, an der das Catering-Team des P-Seminars Snacks zugunsten des guten Zwecks verkaufte.
Den Auftakt machte die Schüler-Formation Space Agressors, die mit einem energiegeladenen „Pictures Of You“ von The last Goodnight für den ersten Sing-along sorgte. Nahtlos übernahm Nisenitnitsya (Ukrainisch: „Unsinn“), die unter anderem mit ihrer Interpretation von Black Sabbath‘s „Paranoid“ zwischen Alternative-Rock und Chart-Hits pendelten. Als drittes heizten Pretty Ugly dem Publikum ein; ihr Set endete in tosendem Applaus nach dem von Marvin Mantau (17) selbstgeschriebenen Stück „Determined“, das durch das KiKa-Format „Dein Song“ bereits Bekanntheit erlangte.
Lokale Größen wie Black Pepper sowie Atze Bauer & die Band mit Witz setzten dem Abend die Krone auf. „Die Mischung aus jugendlichem Drive und Bühnenerfahrung war einfach elektrisierend“, schwärmte eine Besucherin.
Lernen, das wirkt
„Normalerweise kuratieren Lehrkräfte Schulkonzerte – diesmal waren wir nur die Mentoren, die Jugendlichen die Macher“, betonte Musiklehrer Sascha Raum im Bühnen-Interview. Tatsächlich lag alles – von Booking und Budgetplanung über Social-Media-Teaser bis zur Lichtshow – komplett in Schülerhand.
Für Lucia Engl (15), eine Sängerin der Space Agressors, war die Arbeit hinter den Kulissen genauso spannend wie der Auftritt selbst: „Wir haben erlebt, wie viel Teamgeist und Organisation in einem professionellen Event stecken. Und am Ende hilft jede Note einem guten Zweck – das motiviert doppelt.“
Zwischen Beats und bewegenden Worten
Mitten im Konzert riefen die Moderatorinnen Anna Schmitt (17) und Jessica Song (17) eine Vertreterin der Elterninitiative auf die Bühne. In einem kurzen Talkbericht erzählten sie von Musiktherapiesitzungen, Nachsorgeberatung und Elternküche, die dank der Spenden unterstützt werden können. „Jeder einzelne Euro fließt direkt in unsere Projekte“, erklärte Birgit Conrads, Vorstandsmitglied des Vereins. „Dass Jugendliche die Initiative ergreifen, macht uns besonders stolz.“
Das Publikum zeigte sich berührt – nicht wenige griffen noch einmal zum Portemonnaie, um die aufgestellten Spendenboxen zusätzlich zu füllen.
„Wir standen vielleicht nicht mit Instrumenten auf der Bühne, aber ohne unser Orga-Team gäbe es keinen einzigen Ton,“ erklärte Luca Endres (17), im P-Seminar mit zuständig für Werbung und Design. „Zu sehen, wie unsere Kalkulationen, Sponsorenmails und Social-Media-Posts am Ende in volle Zuschauerränge und klingelnde Spendenkassen münden, war für uns das größte Erfolgserlebnis.“
Ein Abend, der nachhallt
Nach knapp vier Stunden Live-Musik schlossen Atze Bauer & die Band mit Witz den Abend auf der Bühne mit ihrem All-Star-Song „Was Gescheids“.
Was bleibt, sind nicht nur der Spendenerlös und die Erfahrung eines begeisterten Publikums, sondern vor allem das Bewusstsein, dass Schule weit mehr sein kann als Klassenzimmer und Lehrplan. „Hier wurde Pop-Kultur zum Lernraum und Solidarität zum Hauptact“, fasste Sascha Raum zusammen. „Genau solche Projekte zeigen, dass Bildung Herz und Kopf zugleich anspricht.“
Der letzte Akkord markiert zwar das Finale dieses Musik-P-Seminars, doch sein Echo wird noch lange nachhallen – denn manchmal genügt ein einziger Beat, um Großes zu bewegen.
Text/Bild: Dr. Johannes Knoblach