Schuljubiläum - Nachlese (eingestellt am 12.05.2025)

Ein halbes Jahrhundert Wissensdurst – Gymnasium Herzogenaurach feiert großes Jubiläum

Herzogenaurach – Wo heute rund 1200 Schülerinnen und Schüler durch lichtdurchflutete Flure strömen und zwischen Legorobotern, „Dschungel“, Klassenräumen, Filmstudio und Bibliothek pendeln, wurde vor genau fünf Jahrzehnten Schulgeschichte geschrieben. Am 14. September 1974 begann das Gymnasium Herzogenaurach seinen Unterrichtsbetrieb mit gerade einmal 175 Jungen und Mädchen. Seitdem hat sich die Schule, die damals als Progymnasium startete und 1980 ihren ersten Oberstufenjahrgang bekam, zu einer der prägenden Bildungsinstitutionen der Region entwickelt. Am Samstag, 10. Mai 2025, öffnete sie von 17 bis 21 Uhr ihre Türen, um gemeinsam mit Ehemaligen, Eltern, Partnern und allen Interessierten ein rundes Jubiläum zu feiern – vielfältig, bunt und zugleich hochprofessionell organisiert.

Schon bevor das offizielle Programm beginnt, herrscht geschäftiges Treiben. Hinter dem Haupteingang gruppieren sich SchülerInnen um das sogenannte „Pausenklavier“, während Techniker letzte Kabel an den Bühnen in Sporthalle 3 und im A-Bau verlegen. Lehrkräfte schleppen Experimentierkoffer, und mitten im Gewusel nimmt Schulleiter OStD Ralph Frisch gelassen letzte Programmpläne in Augenschein. „Das 50-jährige Jubiläum ist eine wunderbare Gelegenheit, unser Schulleben in allen Facetten zu präsentieren“, sagt der 56-Jährige, der die Schule seit Februar 2025 leitet. „Besonders stolz macht mich, wie engagiert die ganze Schulfamilie dieses Fest vorbereitet und mitgestaltet.“

VIP-Event mit Blick hinter die Kulissen

Für PressevertreterInnen und Ehrengäste, darunter die BürgermeisterInnen Herzogenaurachs und umliegender Kommunen, VertreterInnen befreundeter Schulen, MandatsträgerInnen aus Stadtrat und Kreistag, der Landrat sowie Sponsoren beginnt der Tag bereits um 16.45 Uhr mit einem exklusiven VIP-Event in der Bibliothek sowie Rundgang durch die Schule. In kleinen Gruppen führen SchülerInnen an Orte, die im Alltag oft nur Insidern vorbehalten sind: unter anderem in tafellose Pilotklassenzimmer, wo digitale Whiteboards und Visualizer zum Standard gehören, in das Filmstudio, in dem unter anderem das Videomagazin „Gymag“ produziert wird und in den Schulgarten, in dem die Schule in Eigenregie in den letzten Jahrzehnten eine Betonwüste in einen bunten Lebens- und Lernraum verwandelt hat. Die Führungen enden um 18 Uhr in der Aula pünktlich zum Startschuss des öffentlichen Programms.

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Festmeile voller Kontraste

Dann fächert sich der 40 000 Quadratmeter große Campus in eine Erlebnismeile auf, deren Vielfalt dem Anspruch, das Gestern, Heute und Morgen zu feiern, gerecht wird: Auf zwei Festplätzen duftet es nach Burgern, Cevapcici, Pizza und Brezen, während in den Laborräumen der naturwissenschaftliche Expeditionspfad beginnt.

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Dort zischen Bunsenbrenner, in Versuchsanordnungen wird Trockeneis gegeben und ein Experiment macht kosmische Strahlung sichtbar. Nur wenige Schritte weiter, in der Turnhalle, lädt die Fachschaft Sport zum Mitmachparcours „Gym in Bewegung – fit für die Zukunft!“, während nebenan die „School of Rock“ im Halbstundentakt Klassiker der populären Musikgeschichte interpretiert.

Wer lieber leise Töne mag, wechselt ins D-Gebäude: Auf Bühne 2 ergeben abwechselnde Chor- und Orchesterauftritte ein musikalisches Kaleidoskop. Im Erdgeschoss von C- und D-Bau finden Besucher eine Ausstellung mit Arbeiten aus dem Kunstunterricht: grafische Porträts, Upcycling-Skulpturen und Installationen dokumentieren, dass Ästhetik und Technik heute Hand in Hand gehen.

Für sprachlich Kulturhungrige beginnt ein weiterer Expeditionspfad: Im Raum A020 entführt eine Projektgruppe in die Welt der Familie Mann – „zwischen Extravaganz und Bürgerlichkeit“, während eine Etage höher im C-Trakt SchülerInnen zum Erraten französischer Zitate laden und im D-Bau in einem „USA-Quiz“ landeskundliche Rätsel zu entschlüsseln sind. In der Schulbibliothek wiederum transportieren SiebtklässlerInnen Verse des Mittelalters ins Hier und Jetzt – von Tagelied bis Sangspruch, von Walther von der Vogelweide bis Spervogel.

Zukunft zum Anfassen

Im C-Bau demonstriert die Robotik-AG programmierbare Minis, die über Tablet-Kommandos beispielsweise vorgegebene Parcours bewältigen können. Etwas weiter drängt sich eine Traube UnterstufenschülerInnen um das Projekt „Speed & Style – designe dein Rennauto“, bei dem sie Sportflitzer gestalten und verzieren, die anschließend, angetrieben durch aufgeblasene Luftballons, auf der Teststrecke Höchstgeschwindigkeiten erreichen. Aus dem Freigelände bauten derweil Astronomiebegeisterte eine Beobachtungsvorrichtungen auf: Ist das Gerät passend justiert, kann die Oberfläche der Sonne studiert werden – sofern das Wetter mitspielt, denn es existiert ein Schlechtwetterplan, der das Programm kurzerhand in Klassenzimmer oder Mensa verlegt.

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Nicht nur Zukunftstechnologien prägen das Fest, sondern auch ökologische und soziale Projekte. So lockt der Wahlkurs „Gymkerei“ zum frisch geschleuderten Honig, die Umwelt-AG informiert bei „Trees for future“ über selbstgepflanzte Spitzahorn-Bäume als „Bäume der nächsten 50 Jahre“, und die SMV lädt am Fair-Trade-Automat zu nachhaltigen Snacks ein. „Wir verstehen uns als Lern- und Lebensraum zugleich“, erklärt Frisch. „Das Jubiläum unterstreicht, wie stark das Miteinander von SchülerInnen, Lehrkräften, Eltern und Partnern diesen Ort prägt.“

Geschichte, die weiterwächst

Blick zurück: Raum B135 verwandelt sich an diesem Abend in ein lebendiges Schularchiv. Originalausgaben der Lokalzeitung, vergilbte Listen, erste Fotos und Audiosequenzen aus den 1970er-Jahren zeichnen die Anfänge des Gymnasiums nach, während ausgewählte Dokumente den Wandel der 50 Jahre greifbar machen – vom ersten Abiturjahrgang bis zu aktuellen Projekten. Zwischen den Zeitdokumenten schwelgen auch manche Alumni in Erinnerungen und murmeln etwas wie: „Hier hat alles angefangen – schön zu sehen, was daraus geworden ist.“

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Damit sich die zahlreichen Gäste orientieren können, verteilt ein Team der SMV Programmhefte und beantwortet Fragen an einem Info-Point – inklusive „Lost & Found“-Service und Sanitätsstation. Apropos Service: Zwei Aperol-Stände, ein Espressobar-Dreirad im Schulgarten und der Freundeskreis der Schule, der traditionell den Sektverkauf übernimmt, tragen zur festlichen Atmosphäre bei. Für Alumni gibt es einen eigenen Bereich, der zum spontanen Klassentreffen einlädt.

Festlicher Ausklang

Ein klassischer Schlussakt ist bewusst nicht vorgesehen. Punkt 21 Uhr wird die markante Vorderfront des Schulgebäudes in ein farbenprächtiges Lichtspiel getaucht, das die Vielfalt des Gymnasiums Herzogenaurach visualisiert.

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Anschließend übernehmen die älteren Jahrgänge das Kommando: Wer möchte, kann bei einer offenen Abschlussparty bis etwa 23 Uhr weiterfeiern, tanzen und den Tag entspannt ausklingen lassen.

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Hier verhallt ein Jubiläum, das weit mehr war als eine nostalgische Rückschau: Es war ein energiegeladener Blick in die Zukunft.

Und während TechnikerInnen beginnen, Kabel aufrollen, klingt bereits Frischs Ausblick nach: „Unsere Schule soll nicht nur Lernort, sondern auch Lebensraum sein. Das Jubiläum erinnert uns daran, wie viel wir erreicht haben – und daran, dass wir weiterhin offen, innovativ und gemeinsam lernen wollen.“

Wer an diesem 10. Mai dabei war, hat gespürt: Das Gymnasium Herzogenaurach schreibt seine Erfolgsgeschichte gerade erst fort.
(Text: Johannes Knoblach)

Weitere Impressionen

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Sportchallenge Von Oben

Interview mit dem Schulleiter

Rückblickend auf ein halbes Jahrhundert Schulgeschichte: Was sind für Sie die wichtigsten Meilensteine, die das Gymnasium Herzogenaurach geprägt und bis heute charakterisiert haben?

FRISCH: Ich sehe zwei Kategorien von Meilensteinen. Zum einen gibt es Entwicklungen, die in den vergangenen 50 Jahren alle bayerischen Gymnasien betroffen haben: mehrere Lehrplan­wechsel, die Umstellung von neun auf acht Schuljahre und jetzt wieder zurück, ebenso die fortschreitende Digitalisierung. Hinzu kommen neue Fächer wie Informatik oder die Umbenennung und Neuakzentuierung von Sozialkunde in „Politik und Gesellschaft“. Diese Veränderungen haben uns genauso geprägt wie jede andere Schule. Zum anderen besitzt das Gymnasium Herzogenaurach ganz eigene Einschnitte. Besonders wichtig war die Neugestaltung unseres Schulgartens: Die Innenhöfe, die zum Verweilen einladen, und der Schulteich geben dem Campus eine unverwechselbare Atmosphäre. Aktuell prägt uns – als naturwissenschaftlich‑technologisches Gymnasium – vor allem die verstärkte Betonung der Informationstechnologie: Informatik nimmt in der Oberstufe breiten Raum ein, die Digitalisierung durchzieht den Schulalltag, und Tablet‑Klassen sind selbstverständlich geworden.

Gemeinschaft & Engagement: Welche Rolle spielt die „Schulfamilie“ – also das Miteinander von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Eltern und Ehemaligen – bei der Gestaltung des heutigen Jubiläums, und was verrät das über den Geist Ihrer Schule?

FRISCH: Das ist tatsächlich eine schöne Geschichte. Ein Schuljubiläum lässt sich auf ganz unterschiedliche Weise gestalten, und wir haben von Anfang an die gesamte Schulfamilie einbezogen. Seit Monaten hängen Listen aus, in denen jede Lehrkraft genau sieht, welche Aufgabe sie übernimmt. Alle bringen sich ein: Jeder gestaltet einen Raum oder eine Aktion und bindet dabei Schülerinnen und Schüler aus seinen Klassen und Wahlkursen ein. Bei mir laufen dann nur die Berichte zusammen, wie all diese Fäden beim Organisationsteam der Schulleitung gebündelt werden. Ein Jubiläum dieser Größenordnung und Qualität wäre unmöglich, wenn nicht unzählige kreative und engagierte Menschen zusammenarbeiteten – Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern.

Blick nach vorn: Vor welchen größten Herausforderungen und Chancen sehen Sie das Gymnasium in den kommenden zehn Jahren, insbesondere mit Blick z. B. auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Infrastruktur (Gebäude/Ressourcen)?

FRISCH: Unser Gebäude ist 50 Jahre alt, doch an dieser Stelle geht ein großes Lob an den Sachaufwandsträger: Die Schule wurde nie einfach hingestellt und sich selbst überlassen, sondern kontinuierlich erneuert und ausgebaut – davon profitieren wir bis heute. Zurzeit ersetzen wir die alten Physik‑Stufensäle durch moderne Räume, in denen zeitgemäßer Experimentierunterricht möglich ist. Immer wieder packen auch Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte mit an: Flure werden neu gestrichen, Künstler verschönern Wände mit ihren Werken. Die größte Herausforderung sehe ich in den nächsten Jahren allerdings im Mangel an qualifizierten Lehrkräften. Durch den Wechsel zurück zum neunjährigen Gymnasium fehlen momentan viele Kolleginnen und Kollegen. Das Ministerium bemüht sich, die Lücken mit Nachqualifizierungen und Werbekampagnen zu schließen, doch das wird einige Jahre dauern. Wir werden daher zeitweise auf manche schönen Dinge verzichten müssen: Die Klassen werden etwas größer, Wahlunterrichte vielleicht weniger. Unsere Aufgabe ist es, den Schulbetrieb so zu gestalten, dass nicht nur der Unterricht gesichert ist, sondern auch das Schulleben – also genau das, was Schule lebendig macht – erhalten bleibt.

Persönliche Note: Gibt es einen Moment oder eine Begegnung an dieser Schule, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist und den Sie heute gerne mit der Schulgemeinschaft teilen möchten?

FRISCH:  Ich bin noch nicht sehr lange hier, daher könnte ich noch nicht viele Momente schildern – aber einen habe ich sofort im Kopf. Ich war schon mehrfach als Gast an der Schule, doch als ich das erste Mal hierherkam und wusste, dass ich die Schulleitung übernehmen würde, parkte ich auf dem Parkplatz, stieg aus, und ein Schüler – siebte oder achte Klasse, schätze ich – begrüßte mich freundlich mit den Worten: „Herzlich willkommen hier an der Schule.“ Er hatte keine Ahnung, wer ich war, aber diese spontane Freundlichkeit hat mir gleich gezeigt, wie angenehm und respektvoll der Umgang der Menschen hier miteinander ist. Dieses Erlebnis ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben.

Herr Frisch, vielen Dank für das Gespräch.