Medien als vierte Gewalt – Podiumsdiskussion mit SZ-Journalist Olaf Przybilla am Gymnasium Herzogenaurach
Welche Rolle spielen Medien in einer Demokratie? Wie gelingt unabhängige Berichterstattung und welcher Verantwortung müssen Journalisten/-innen gerecht werden? Über diese und viele weitere Fragen diskutierten die Schüler/-innen der 11. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Herzogenaurach mit Olaf Przybilla, Journalist und Autor der Süddeutschen Zeitung.
Durch die 90-minütige Veranstaltung führte Johannes Knoblach, Lehrkraft für Geschichte und Deutsch. Statt eines klassischen Vortrags setzte er auf ein dialogisches Format: eine moderierte Podiumsdiskussion mit der Möglichkeit, dass Schüler/-innen im Sinne der „Fishbowl“-Methode aktiv ins Gespräch einsteigen konnten.
Der renommierte Journalist Przybilla, der durch seine investigativen Recherchen im Fall „Gustl Mollath – ein Justizskandal“ bundesweit bekannt wurde, gab den Jugendlichen einen tiefen Einblick in seine Arbeit. Besonders eindrucksvoll thematisierte er die Bedeutung unabhängiger Medienfinanzierung.
„Guten, gründlich recherchierten und unabhängigen Journalismus gibt es nicht kostenlos. Nur wenn Medien finanziell unabhängig sind – vor allem durch Abonnements – können sie frei von politischen oder wirtschaftlichen Interessen arbeiten.“
Vor dem Hintergrund der häufig kritisierten Paywalls erklärte er, warum qualitativ hochwertiger Journalismus nicht gratis angeboten werden könne. Viele Schüler/-innen zeigten dafür großes Verständnis und erkannten den Zusammenhang zwischen Bezahlmodellen und journalistischer Qualität.
Ein weiterer zentraler Punkt der Diskussion war die Sprache in den Medien. Am Beispiel der in Bayern bestehenden Vorgabe, dass die Polizei bei der Berichterstattung über Straftaten stets die Nationalität der Täter/-innen nennen muss, entwickelte sich ein intensives Gespräch über die Wirkung sprachlicher Setzungen und über Framing. Przybilla betonte:
„Wenn die Nationalität automatisch genannt wird, entsteht ein verzerrter Eindruck, als gäbe es einen Zusammenhang zwischen Herkunft und Kriminalität. Das ist sachlich falsch und gefährlich.“
Auch hier reagierten die Schüler/-innen äußerst reflektiert und diskutierten, wie Sprache gesellschaftliche Wahrnehmung prägt und welche Verantwortung Medien damit tragen.
Die Jugendlichen nutzten die Gelegenheit, um eigene Perspektiven einzubringen – etwa zur Frage, wie etablierte Medien junge Menschen besser erreichen könnten. Sie wünschten sich teils eine stärkere Personalisierung journalistischer Beiträge, erkannten aber zugleich die Risiken:
Eine zu starke Fokussierung auf die Person könne die journalistische Arbeit überlagern und Oberflächenreize statt Inhalte verstärken. Przybilla unterstrich:
„Ich sehe mich als Journalist eher als Werkzeug – nicht als Hauptfigur. Es geht nicht um mich, sondern um die Themen und Menschen, über die ich schreibe.“
Moderator Johannes Knoblach war beeindruckt vom Niveau der Beiträge:
„Die Schüler/-innen haben gezeigt, wie differenziert junge Menschen über Medien, Macht und Verantwortung nachdenken. Genau diese Fähigkeit zum kritischen, aber konstruktiven Hinterfragen brauchen wir in einer lebendigen Demokratie.“
Am Ende der Veranstaltung stand ein gemeinsames Fazit: Freie Medien sind unverzichtbar für die Demokratie – aber auch Medienkritik und reflektierter Konsum gehören dazu.
Knoblach resümierte:
„Wenn Schülerinnen und Schüler bei so einer Veranstaltung beharrlich nachhaken: ‚Ich möchte wissen, wie Journalismus funktioniert‘, dann haben wir unser Ziel erreicht.“
Text: Johannes Knoblach
Bildnachweis: Benedikt Langguth